EHWS Schwarzwald, Etappe 3: Salenhof - Furtwangen
Nicht nur wettermässig ging es weiter im Hoch: Nach Höchstberg und Hochebene trugen die heutigen Kämme Namen wie Hochberg, Hochwald, Heubacher Höhe oder Rabenhöhe. Mehr als etwa 1‘100 Meter erreichten sie kaum, aber nichts machte ihnen die Luft streitig. Höheres schien es weit und breit auch gar nicht zu geben: Ein milchiger Himmel verschluckte Alpen wie Vogesen. Nur das Feldbergmassiv stand markant im Süden, wurde hinter meinem Rücken freilich mit jedem Schritt kleiner.
Am Morgen schien die Sonne durch die Balkontür in mein Zimmer, beim Frühstück auf der Veranda hörte man das Mampfen der daneben grasenden Kühe. Sommergefühle kamen auf und liessen es mich bedauern, dass ich am Abend ehrenamtlicher Verpflichtungen wegen nach Hause zurückmusste und dies deshalb schon wieder mein letzter Wandertag sein würde.
Verkehrsachse für Langsame
Dafür konnte ich mich auf eine Wasserscheiden-wanderung par excellence freuen: Fast meine ganze Route erstreckte sich über den Kamm, der rhein- und donauwärts strebende Bäche trennte und den ich nur für die Heimreise über Furtwangen verlassen musste. Er dient gewissermassen als Verkehrsachse, zumindest für langsamere Fortbewegungsarten: Gleich mehrere Fernwanderwege – darunter der Europäische Fernwanderweg E1, der vom Nordkap nach Sizilien führt – , folgen ihm auf längeren oder kürzeren Abschnitten, dazu auf einem Teilstück auch die rege befahrene Bundesstrasse B 500 (wobei man auf den durch sie verursachten Begleitlärm gern verzichten würde).
Teils im Wald, teils über kleinere oder grössere Lichtungen verlaufend, die immer mal wieder weite Ausblicke ermöglichen, bietet der Weg abwechslungsreichen und angesichts geringer Höhenunterschiede bequemen Wandergenuss. Während in den Tälern bereits von erster frühsommerlicher Hitze die Rede war, herrschten hier oben zudem noch angenehme Temperaturen – auch dank der Winde, denen sich ja ringsum nirgends etwas in den Weg stellte.
Salenhof - Furtwangen |
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Etappe | EHWS Schwarzwald, Nr. 3 |
Länge / Zeit | 18,6 km / 5 h 5' |
Auf- / Abwärts | 303 m / 482 m |
Höchster Punkt | 1'133 m (Hochberg, vor Eckert-Kreuz) |
Tiefster Punkt | 856 m (Furtwangen) |
Fernwanderwege | Schwarzwald Mittelweg, Schwarzwald Westweg |
Durchgeführt | Donnerstag 17. Juni 2021 |
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Orginielle Namen
Erreicht war die Wasserscheide in einer Viertelstunde auf demselben Weg wie gestern Abend. Begleitet wurde sie weiterhin vom Schwarzwald-Mittelweg, der von den Magrutthöfen vorerst nach Nordwesten führte. Nach einer guten halben Stunde kam ich auf einer Lichtung am stattlichen Gasthof Engel vorbei. Er hatte sogar offen – nach den Erfahrungen der Vortage fand ich dies eine bemerkenswerte Feststellung – , eine Kellnerin deckte gerade die am Wegrand postierten Tische und grüsste freundlich. Schade, dass er für mich zu früh kam. Auf dem Hochberg drehte der Kamm nach Norden, und kurz nach elf Uhr gelangte ich zu einer Häusergruppe auf einem etwas tiefergelegenen Sattel, auf dem der Schwarzwald-Westweg und der mit diesem identische E1 zu der Route stiessen und ich auch erstmals auf die auch als «Hochstrasse» bezeichnete B500 traf. Eines der Häuser war der Gasthof «Kalte Herberge». Auch er schien durchaus in Betrieb zu sein, jedoch gemäss Hinweistafel erst ab 15 Uhr, weshalb mir der Kaffee versagt blieb, den ich inzwischen durchaus für fällig gehalten hätte.
Bei einem mit «Schweizersgrund» benannten Hof erhaschte ich unter einem Viadukt der Hochstrasse B500 hindurch erstmals einen Blick auf höhergelegene Aussenbezirke von Furtwangen. Wenig später bot sich oberhalb des Dorfes Neukirch eine weite Aussicht zur anderen, westlichen Seite hin. Gemäss einer dort platzierten Panoramatafel müsste sie bis zu den Vogesen reichen. Heute blieb dies freilich ein leeres Versprechen, wie auch die Konturen weniger weit entfernter Geländeformationen unter dem zusehends mit Schleiergewölk bedeckten Himmel eher unscharf blieben. Waren markantere Silhouetten wie Feldberg und Schauinsland gerade noch zu erkennen, versuchte ich dies mit andern auf der Tafel gekennzeichneten Landschaftsmarken vergeblich. Sie hiessen zum Beispiel «Toter Mann» oder «Notschrei». Nein, an originellen Orts- und Flurnamen schien es der Gegend nicht zu mangeln.
Raben
Auf der Passhöhe von Neueck verlässt die B 500 den Kamm Richtung Furtwangen, und auch auf Wanderwegen könnte man dorthin gelangen. Da es aber noch früh am Nachmittag war, beschloss ich, sie alle rechts liegen zu lassen und der Wasserscheide noch ein Stück weiter zu folgen. Über Südlicher und Nördlicher Staatsberg und Leimgrubenhöfe ging ich bis zu einer mit «Beim Raben» beschrifteten Stelle. Dort verabschiedete ich mich von der Wasserscheide und trat an einem Gasthof vorbei – auch er hatte offen – den Talweg an. Er hiess «Goldener Rabe» – aber die Wolken, die ich nach Durchschreiten eines Waldstücks über Furtwangen hängen sah, erinnerten eher an schwarze Verwandte dieses Vogels. Ich war kaum unten auf dem Marktplatz angekommen, als sich das Gewitter auch schon über der Uhrmacherstadt entlud. Auch wenn es nur kurz dauerte, versöhnte es mich ein wenig mit der Notwendigkeit der Heimreise. Und weil ich seinetwegen einen Bus nach Donaueschingen verpasste, verschaffte es mir Zeit, bei einem Bier über die Frage des wahren Donauursprungs zu sinnieren, deretwegen die beiden Städtchen in epischer Fehde miteinander lagen. Die Breg, deren auf Furtwängler Boden liegende Quelle daran mitschuldig ist, floss wenige Meter entfernt vorbei.
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