Entlang der Hauptwasserscheide im Jura

Im Jura bildet die Europäische Hauptwasserscheide (EHWS) einen Abschnitt der Scheidungslinie zwischen Rhein und Rhône, mithin zwischen Nordsee und Westlichem Mittelmeer. Weil die Rhône mit ihrem Haupt-Nebenfluss Saône ihr Wasser bis weit von Norden her „holt“, der Rhein andererseits spiegelbildlich dazu mit der Aare und deren Zuflüssen bis weit nach Süden ausgreift, beschreibt die EHWS zwischen Vogesen und Genfersee vereinfacht gesagt eine Z-förmige Linie. Der Abschnitt durch den Jura bildet einen Teil davon, wobei der Hals des „Z“ hier der Längsrichtung der Gebirgsfalten folgt.

Die Rede ist hier vom Jura im engeren Sinn, das heisst von jenem langgezogenen französisch-schweizerischen Mittelgebirge, das sich zwischen den Niederungen der Rhône-Saône-Senke im Nordwesten und des Schweizer Mittellandes im Südosten erhebt und sich von den Westalpen bis an den Hochrhein erstreckt. (Über den Jura im weiteren Sinn findest du mehr auf den Seiten zur Jura-Magistrale.) Von der Burgundischen Pforte her gesehen, trifft die EHWS aus nordwestlicher Richtung nahezu rechtwinklig auf das Jura-Gebirge, und zwar zunächst auf das Tafeljura-Plateau im Grenzgebiet zwischen dem französischen Oberelsass und der schweizerischen Ajoie. Von dort schwingt sie sich auf die erste höhere Krete des Faltenjura empor, um dort sogleich scharf nach Südwesten abzubiegen. Nunmehr der Hauptrichtung der Jurafalten folgend, zieht sie sich so bis fast in den Raum Genf hin. Dort, zwischen dem Rhône-Gewässer La Bienne und dem Quellgebiet der „rheinischen“ Orbe, vollzieht sie eine Spitzkehre nach Nordosten, bevor sie zwischen Neuenburger- und Genfersee nach Osten hin zum Schweizer Mittelland abfällt und den Jura verlässt.

Unter- und oberirdische Wasserläufe

Eindeutig lässt sich der Verlauf der EHWS auf ihrem Weg durch den Jura freilich nicht immer feststellen, da es sich um ein Karstgebirge handelt: Durch dessen poröses Kalkgestein versickert das Regenwasser an manchen Orten direkt und sucht sich unterirdische Wege, über die es manchmal an ganz andern Orten zu Tage tritt, die grossenteils aber bis heute unerforscht sind.

Die wenigen oberirdischen Wasserläufe gehören auf der Rheinseite der EHWS zu den Flussgebieten von Ill, Birs und Aare und auf der Rhône-Seite – abgesehen von einzelnen Direktzubringern – zu jenen von Sâone, Ain und Genfersee. Besonders bemerkenswert ist der Lauf des Doubs: Dieser längste aller Juraflüsse fliesst in teils canyonartig eingeschnittenen Tälern parallel zu den Gebirgsfalten zunächst weit nach Nordosten, um nach erfolgten Durchbrüchen eine Kehrtwende zu vollziehen und praktisch in Gegenrichtung dem Rhône-Zufluss Saône entgegen zu strömen.

Dichtes Wanderwegnetz

Dank geeigneter topographischer und klimatologischer Bedingungen und einer sehr guten Erschliessung lässt sich die EHWS im Jura ausgesprochen gut erwandern. Es steht ein dichtes Netz von bestens markierten und unterhaltenen Wegen zur Verfügung, die überdies vom Frühling bis weit in den Spätherbst hinein begehbar sind. Auch berühren nicht weniger als drei Europäische Fernwanderwege den Jura, nämlich der E5 (Atlantik – Adria), der E2 (Nordsee – Côte d‘Azur, hier gebildet vom französischen GR5) und der E4 (Spanien – Zypern, hier gebildet vom französischen GR9). Keiner von ihnen taugt freilich für eine Erwanderung der EHWS, denn sie alle berühren diese nur sehr kurz. Die Herausforderung bei der Routenplanung besteht somit darin, aus der Vielfalt des Angebots jene Wege ausfindig zu machen, die der EHWS am nächsten kommen, und diese optimal zu kombinieren.

EHWS im Jura: ungefährer Verlauf

Wasserversickerungsstellen (Dolinen) in den Freibergen.

Wanderwegweiser auf der EHWS (Col des Rangiers)..
Wanderwegweiser auf der EHWS (Col des Rangiers)..

Von früher vertraut

Mir persönlich ist der Jura seit vielen Jahren aus mannigfachen Gründen ziemlich vertraut. Schon auf zwei meiner früheren Fernwanderungen kam ich durch den Jura: Während die Jura-Magistrale der Länge nach über seine Kreten führte, habe ich ihn auf dem Weg von Bern nach Amsterdam in der Breite überquert. Beide Routen wird die EHWS-Wanderung kurz berühren: die letztere schon bald nach dem Start im Raum Oberelsass/Ajoie, die erstgenannte gegen Ende im Gebiet des Mont Tendre (der übrigens mit 1‘679 Meter den höchsten Punkt der jurassischen EHWS bildet.). Bei der Etappierung profitieren wir - ich wurde meist von meiner Frau Ruth begleitet -  von der geografischen Nähe zu unserem Wohnort: Die An- und Rückreisen sind oft nicht länger als eine bis zwei Stunden, weshalb sich einzelne Teilstrecken für uns problemlos auch in Tagesausflügen bewältigen lassen.

Wie weit ich bisher gekommen bin

Eine erste Teilstrecke von fünf Etappen haben wir im Frühling und Sommer 2017, eine zweite über 7 Tagesetappen verteilt zwischen Mai und Oktober 2018 abgewandert. Nach einer Pause haben wir das Unterfangen im Juli 2021 wieder aufgenommen. Vom Rand der Burgundischen Pforte über die Freiberge bis in die nördlichste Ecke des Waadtländer Juras haben wir dabei rund 211 Kilometer zurückgelegt.

Unter den folgenden Links erfährst du mehr über die erwanderten Teilstrecken. Von dort kannst du auch zu den Tagesetappen gelangen:


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