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Picknick auf dem Gemeindeteppich

EHWS Jura, Etappe 9: La Chaux-de-Fonds (Grandes-Crosettes) - Les Coeudres

Sonntagnachmittag auf dem Communal de la Sagne.
Sonntagnachmittag auf dem Communal de la Sagne.

Bedeckt wars heute von Anfang an, dann und wann gabs auch ein paar Regentropfen. Das hielt weder uns noch viele andere davon ab, die teppichähnliche Wiese zu geniessen, die sich viele Kilometer weit über den Kamm dahinzieht, der Le Communal heisst und sich entlang des Vallée de La Sagne erstreckt. Sei es reitend, radfahrend, wandernd oder picknickend.

Immerhin: Stärkere Regengüsse oder gar Gewitter wurden für heute nicht angekündigt. Wir nahmen unsere Route am Verkehrskreisel bei Olives-Crosettes wieder auf, über den wir gestern vom Mont Cornu her in die Stadt hinabgewandert waren. Vom Bahnhof La Chaux-de-Fonds aus liessen wir uns durch ein Taxi dorthin bringen. Wir begannen so, wie wir gestern aufgehört hatten: nämlich mit einem der EHWS geschuldeten Umweg. Erstes Ziel war diesmal der Mont Sagne, der nächste Berg nach dem Mont Cornu auf der EHWS. Einen Weg gab es zwar nicht zu ihm hinauf, aber meine Karten zeigten immerhin einen Stichpfad, der von Südwesten her in seine Nähe zu führen schien. Also folgten wir, statt das Zwischentälchen von Grandes-Crosettes zu überqueren und direkt den Höhenzug des Communal anzusteuern, den Wegweisern Richtung Vue des Alpes und begannen den Hang hinauf zu steigen.


La Chaux-de-F. (Gdes-Crosettes) - Les Coeudres
Etappe EHWS Jura, Nr. 9
  (Fernwanderprojekt EHWS)
Länge / Zeit 16 km / 4h41'
Auf- / Abwärts 528 m / 544 m
Höchster Punkt 1'261 m (ob Les Balkans)
Tiefster Punkt 1'009 m (Les Coeudres)
Fernwanderwege ---
Durchgeführt Sonntag, 27. Mai 2018
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Bei der Haltestelle Le Reymond der ins La Sagne-Tal führenden Schmalspurbahn überquerten wir das Geleise ebenso wie die Vue-des-Alpes-Strasse. An einem ebenfalls mit «Le Reymond» angeschriebenen Hof vorbei stiegen wir weiter dem Waldrand entgegen, von wo sich eine hübsche Aussicht auf die Stadt hinunter bot.

Der Hexenberg

Auf der EHWS, Boinod 10.
Auf der EHWS, Boinod 10.

Den Rest des Abstechers unternahm ich alleine; in fünf Minuten gelangte ich oberhalb des Waldstreifens auf den Kamm und traf an dessen Kulminationspunkt auf den Hof «Boinod 10». Dessen kurze Zufahrt musste zugleich der gesuchte Pfad über den Kammscheitel sein.

Einen Hinweis auf den Mont Sagne suchte ich jedoch vergeblich, an einem Zaunpfahl war nur ein Kartonschild befestigt, auf dem von Hand das Wort «La Sorcière» (deutsch: «Hexe») und ein in der Richtung des Hofs weisender Pfeil geschrieben stand. Hinter dem Hof stellte sich heraus, dass der Pfad sich zwar tatsächlich quer durch eine Weide fortsetzte, aber im Augenblick gerade von einer Jungviehherde besetzt gehalten wurde. Ich hatte keine Lust, mich auf derlei Risiken einzulassen – um so weniger, als ich damit rechnen musste, statt eines offenbar ohnehin langweiligen Berges höchstens eine Hexe anzutreffen – und kehrte um.

Boinod 10, Blick ins Tal von La Sagne. Rechts der Communal.
Boinod 10, Blick ins Tal von La Sagne. Rechts der Communal.

Immerhin verdankte ich meinem Abstecher aber eine faszinierende Aussicht über die dreiviertelkreisförmige Kurve, mit der die Vue-des-Alpes-Strasse sich weiter unten um den Mont Sagne herum schwingt, und darüber hinweg in das breite, flache und nur spärlich besiedelte Hochtal von La Sagne und Les Ponts hinein. Dieses liegt zwischen die bewaldeten Hänge zweier Jurafalten hineingebettet, der Mont-Racine-Kette auf der Süd- und des Communal de La Sagne auf der Nordseite. Über den Kamm des Letzteren verläuft die EHWS; von meinem etwa gleich hohen Standort aus schwang sie sich über den Sattel mit der Vue-des-Alpes-Strasse zu ihm hinüber. Um ihr dorthin zu folgen, musste man die Höhe verlassen und entweder auf der Südseite ein ordentliches Stück auf der Strasse gehen, oder aber auf der Nordseite zu dem Wanderweg finden, den wir am Ausgangspunkt rechts hatten liegen lassen.

Wir hatten uns schon im Voraus für Letzteres entschieden; also gings, begleitet von einzelnen Regentropfen, wieder zurück, bis zum Reymond-Hof hinunter. Von da schlugen wir uns über unmarkierte Wege und ein kurzes Stück Strasse bis zu dem Wanderweg durch, auf dem wir uns wieder nach Süden wandten. Mehr oder weniger parallel zum Gleis der Schmalspurbahn gingen wir durch moosiges Grasland zwischen Waldpartien und einzelnen Fichten, bei der herrschenden Graustimmung ein fast schon mystisch wirkendes Stück Natur. In einem Waldstück überquerten wir jenen Sattel zwischen Mont Sagne und Communal, auf den ich zuvor heruntergeblickt hatte; dann stiegen wir auf der Rhein-Seite der EHWS einige Schritte abwärts und erreichten den Weiler La Corbatière im La Sagne-Tal.

Wieder auf EHWS-Kurs

Noch bevor wir die flache Talsohle erreichten, zweigte unser Weg gleich wieder scharf hangaufwärts ab; jetzt kreuzten wir die Bahnlinie und stiegen in Nord-Richtung durch eine breite Waldschneise zum Kamm des Communal hinauf. Informationstafeln luden zu dessen freier Nutzung unter Einhaltung bestimmter Regeln ein. Auf dem Kamm – wir hatten ihn gewissermassen von der Rückseite her bestiegen – war unser Umweg vollendet; hier trafen wir auf den direkt von der Stadt herkommenden Wanderweg, sie war nochmals gut zu sehen. Nun aber kehrten wir ihr endgültig den Rücken; der Ausrichtung des Höhenzugs entsprechend wandten wir uns nach Südwesten. Der Communal trennt das Talbecken von La Chaux-de-Fonds vom Vallée de La Sagne; beide entwässern unterirdisch: ersteres zum Doubs hin, letzteres hingegen zur Areuse und damit ins Flusssystem des Rheins. Nun konnten wir der EHWS wieder in ähnlicher Nähe folgen wie zuletzt auf der Montagne du Droit.

Sonntägliche Betriebsamkeit

Auf dem Communal. Baumstamm als Sitzbank.
Auf dem Communal. Baumstamm als Sitzbank.

Wir gingen auf einem befahrbaren Kiesweg, der in langen, nur durch wenige sanfte Kurven gebeugten Geraden durch eine parkähnliche, typische Jurahochweide mit alleinstehenden Fichten führt. Als Schneise zwischen den Hangwäldern zieht sie sich der Länge nach über den Kamm dahin, immer auf einer Höhe von etwa 1200 bis 1250 Metern. Da und dort luden zu Bänken zurechtgesägte Baumstämme zum Sitzen ein, überall gab es Feuerstellen, an einigen davon waren Familien und andere Gruppen am Grillieren, der Sonntag und die inzwischen eingetretene Mittagszeit machte sich bemerkbar. Neben Wanderern begegneten wir Bikern und immer wieder auch Reiterinnen und Reitern, dann und wann auch einem Auto. Und dennoch schien keiner den andern zu stören; die Entfernungen waren gross genug. Schliesslich suchten auch wir eine passende Stelle für unsere Mittagsrast, machten Feuer und brieten Würste. Immer wieder fielen ein paar Tropfen, ohne sich jedoch zu Regen zu verdichten; wir fanden genug trockenes Holz, und auf dem kommunalen Grasteppich liess es sich gut sitzen und sogar ein wenig dösen.

Flüchtige Blicke auf Le Locle und Alpengipfel

Insgesamt mögen es sechs oder sieben Kilometer gewesen sein, bis wir an der Passstrasse von La Rocheta – sie verbindet La Sagne mit Le Locle – das Ende der Wiese erreichten. Der Höhenzug endet hier freilich noch lange nicht, nur wird sein Kamm schmaler, wilder und felsiger, und der Weg ist nun ein Waldpfad, der zudem recht steil ansteigt; die vor dem Passübergang fast unmerklich verlorene Höhe will jetzt auf kurzer Strecke zurückgewonnen werden. Unterdessen brachen immer öfter Sonnenstrahlen durch die Wolken. Zuoberst, es ist der Punkt 1257,3, bot sich an einer kleinen Aussichtsstelle über einer jäh zum Norden hin abfallenden Fluh ein schöner Blick über ein Zwischental hinweg zum Talkessel von Le Locle hinüber; dieser schliesst sich südwestlich an das Becken von La Chaux-de-Fonds an und entwässert ebenfalls unterirdisch zum Doubs hin. Nun senkt sich der Pfad wieder bis zu einem Strässchen hinab, das für ein kurzes Stück über den Grat verläuft. Dann geht es wieder auf einem Fusspfad auf den nächsten Gipfel hinauf; mit 1260 Metern war es der höchste des Tages, er bot jedoch keinerlei Aussicht. Hingegen waren beim Abstieg – welch eine Überraschung! – gen Süden einige Blicke auf Alpengipfel zu erhaschen, die sich über den Jurahöhen am dunstigen Horizont abzeichneten.

Unten durch

Tal von La Sagne bei Les Coeudres. Blick Richtung Südwesten.
Tal von La Sagne bei Les Coeudres. Blick Richtung Südwesten.

Beim Ferienhaus «Les Balkans» war dann unsere Wanderung über diese Jurakette für heute zu Ende: Verpflichtungen erforderten unsere Heimkehr, weshalb wir über den hier südwärts abzweigenden Wanderweg zu Tale stiegen. Durch Wald und Lichtungen gingen wir zunächst steil und dann auf einem Strässchen schräg durch den Hang talwärts und schliesslich über einen Wiesenpfad, zweimal unter Elektrodrähten durchkriechend, zum flachen Talboden von La Sagne hinunter. Bei der Haltestelle von Les Coeudres nahmen wir die Schmalspurbahn nach La Chaux-de-Fonds und traten die Heimreise an.


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