Artikel mit dem Tag "penibéticas"
Spanien · 08. Oktober 2021
Statt mich von Baza aus zur Durchquerung des Altiplano aufzumachen, wandte ich mich an dessen Rand entlang der markanten Felskuppel des Jabalcón entgegen. Denn so verlief angeblich der GR7, von dem ich mir Orientierung versprach. Doch der entpuppte sich als Witz: Nicht nur war er unmarkiert, er verlor sich auch gänzlich zwischen Äckern und Erosionsschründen. Nach Zújar hinüber fand ich trotzdem. Den Abstieg säumten Felder und Gewächshäuser voller Cherrytomaten und allerhand Obst und Gemüse.
Spanien · 06. Oktober 2021
Die heutige Kurzstrecke war nur eine Übergangsetappe, die der Umgehung des logistischen Problems «Sierra de Baza» diente. Ich versprach mir wenig Genuss von ihr: Es erwarteten mich Asphalt, Gehen entlang der Autobahn, Übernachten an der Autobahn. Aber da sich die Strasse als fast verkehrsfrei erwies, traten bald ihre Vorteile in den Vordergrund: Es gab kein Dornengestrüpp, keine Kratzwunden, keine Rutschgefahr, keine frei laufenden Hunde. Und man kam auf ihr rasch voran.
Spanien · 05. Oktober 2021
Beim Gang durch die Ebene des Marquesado del Zenete vermisste ich meine verlorene Alltagsbrille nicht: In der Halbwüste, die an Westernfilme erinnert und solchen auch schon als Drehort gedient hat, war ohnehin die Sonnenbrille angesagt. Denn hier gabs keinen Schatten, der war auch ganz und gar nicht erwünscht: Kilometerweit reihten sich glitzernde, gewölbte Metallbänder aneinander, die nur der Sonne wegen dastanden. Das war Andasol, eines der grössten Solarkraftwerke der Welt.
Spanien · 03. Oktober 2021
Der letzte Abstieg von der Sierra Nevada begann mit Glückshormonen – und endete mit Adrenalinschüben. Welch atemberaubende Weitsicht sich da zunächst auftat! Welch faszinierende Landschaft aus Ebenen und Mittelgebirgen da vor mir im Morgenlicht schimmerte! Aber dann führte mich der Pfad durch ein enges Tal hinab und verlor sich in immer undurchdringbarerem Brombeergestrüpp. Nur mit zerkratzter Haut und Kleidung entkam ich ihm – und ohne die Brille, die es mir vom Kopf gerissen hatte.
Spanien · 02. Oktober 2021
Auf meinem letzten Wandertag in der Alpujarra war ich dem GR7 wieder untreu – zu ausschweifend und zu umständlich war mir sein Verlauf. Stattdessen stieg ich GPS-gestützt entlang einer nahezu kerzengeraden Linie durch Gestrüpp und Brandschneisen zum Dach der Sierra Nevada empor. Dieses lag hier lediglich auf 2000 Metern Höhe und gewährte einer verkehrstauglichen Passstrasse den Durchgang. Dank derselben konnte ich mich per Taxi zum Ausgangspunkt zurückbringen lassen.
Spanien · 01. Oktober 2021
Schon etliche Alpujarra-Dörfer hatte ich inzwischen durchstreift. Aber noch nie so viele an einem Tag. Alle bleckten sie in der Sonne am zerfurchten Hang, und zwar die meisten am Ausgang einer Furche. Deshalb freue man sich niemals zu früh: Glaubt man sie jetzt dann gleich betreten zu können, tut sich garantiert ein zuvor nicht bemerkter «Barranco» (Schlucht) vor den Füssen auf! Und erst nach einem tiefen Bückling oder einem weiten Ausholen den Berg hinauf lassen sie dich gnädig ein.
Spanien · 30. September 2021
Ab Bérchules wollte ich mich wieder an den GR7 halten. Leicht machte er es mir jedoch nicht: Zuerst liess er sich kaum finden, und dann zwang er mich durch eine kurze, aber grimmige Felspartie hinauf. Danach freilich ging es fast nur noch bergab. Zwei am Hang klebende Dörfer der Gemeinde Alpujarra de la Sierra durchquerte ich im Abwärtsgang, erst zum dritten hiess es wieder aufsteigen. In einem davon war Fiesta: Durch wiederholte Böllerschüsse liess es dies die Welt wissen.
Spanien · 29. September 2021
Dass ich dem GR7 nicht auf seiner weiten Schlaufe ins Guadalfeo-Tal hinunter und durch dieses wieder hinauf folgen würde, stand fest. Als Abkürzung bot sich ein Abschnitt eines regionalen Fernwanderwegs an, der «Vom Meer zum Himmel» heisst. Ich beging ihn in umgekehrter Richtung – denn mit «Himmel» war der Mulhacén gemeint, von dem ich ja eigentlich herkam. Aber auch dieser Weg war mir zu lang und mit unnötigen Talabstiegen zu anstrengend. Am Ende war ich froh, gabs eine Strasse.
Spanien · 28. September 2021
Über zwei Jahre waren seit der Mulhacén-Besteigung vergangen und sogar drei seit meiner ersten Ankunft in Trevélez. Nach der pandemiebedingt langen Pause war meine Ungeduld gross, meinen Weg durch die Alpujarra fortzusetzen. So gross, dass ich gleich zwei Mal am gleichen Tag nach Trevélez zurückkehrte: Am frühen Nachmittag mit dem Bus von Granada her und am Abend zu Fuss vom Tal des gleichnamigen Flusses herunter. Diesem stattete ich zwecks Akklimatisation und Aufwärmübung einen Abstecher ab.
Es war die Sahnehaube meines Sierra Nevada-Ausflugs: Zuerst derselbe Aufstieg wie am Vortag bis zur Hoch-Piste, anschliessend nochmals einige hundert Höhenmeter steil durch Fels und Lockergestein hinauf – dann stand ich oben: auf dem Mulhacén, 3482 Meter über Meer – dem höchsten Punkt nicht nur Iberiens, sondern auch auf der Kontinentalwasserscheide ausserhalb der Alpen. Der Preis dafür bestand danach aus einem gelenkstrapazierenden Talabstieg von über 2000 Metern. Ich bezahlte ihn gerne.