Artikel mit dem Tag "frankreich"



Frankreich · 27. Juni 2023
Stau im Wanderparadies
Es strahlt die Sonne, es duftet das Heu, es leuchten die Blumen, es glänzen ganze Teppiche von Silbergras. Man ist bezaubert und geniesst die Schönheit dieser Natur. Doch hat sich diese herumgesprochen: Aus Cars, die bei einem berühmten mittelalterlichen Dorf parken, quellen nicht nur Besucherströme zu dessen Toren hin, sondern es ergiessen sich auch nicht enden wollende Wandererschlangen in die Landschaft. Ehe ichs versehe, trotte ich einer solchen hinterher und muss mich ihr anpassen.
Frankreich · 26. Juni 2023
«Bon courage!» dem Hürdenläufer
Der Tag begann in feucht-vernebelter Tristesse und widerborstigem Gelände. Es galt Hunden auszuweichen, Zäune und andere Hindernisse zu überwinden, Wege zu finden, wo keine waren, und auf gute Ausgänge zu hoffen. Aufmunternde Grüsse im Vorbeigehen konnte man gebrauchen. Der allmählich sonniger werdende Nachmittag und eine Genusswanderung über das steppenartige Kalkplateau von Guilhaumard mit herrlichen Weitsichten liess dies alles vergessen.
Frankreich · 25. Juni 2023
Vom Winde verdrängt
Von einer «GR71»-Angabe meines digitalen Wanderplaners liess ich mich verleiten, meine Route über die beim Marcou-Massiv nach Norden abwinkelnde Bergkette zu wählen. Das brockte mir einen überflüssigen Talab- und anschliessend einen struppigen Wiederaufstieg ein. Von einem Fernwanderweg so gut wie keine Spur: Wo es ihn allenfalls einmal gegeben hatte, war er durch Windpark-Erschliessungsstrassen verdrängt worden. Auch ohne ihn fand ich mich zurecht – und belohnende Fernsichten ebenso.
Frankreich · 03. Juni 2022
Nicht wirklich angenehm
Bis zum Col de Coustel wanderte es sich gemütlich, danach übernahm die Energieindustrie das Diktat. Ein Windpark war am Entstehen, der Wanderweg kilometerlang zu einer Baustellenstrasse mutiert. Lastwagen sorgten für Lärm und Staub. Ob ich das angenehm finde, fragte ein Radfahrer rhetorisch. Zwei Frauen, die mir später mit Eseln entgegenkamen, beantworteten meine Vorwarnung mit Schulterzucken. Auch den gelenk- und muskelschindenden Steilabstieg am Schluss möchte man sich eigentlich nicht antun.
Frankreich · 02. Juni 2022
Ein gelber Faden von Start bis Ziel
Am See von Vézoles vollführten Nebelschwaden und sich darin brechendes Morgenlicht ein mystisches Spiel. An den bewaldeten Kämmen und grauen Felshängen von Fontfroide verdichtete sich der Nebel und trübte die Stimmung ein. Friedlich schlummerte das offene Heideplateau von Espinouse unter der Nachmittagssonne. Landschaft und Stimmungen änderten sich, doch Ginster blühte überall – ein gelber Faden, der alles verband. Bis hin zum Ziel, das ihn – Botaniker nennen ihn «Genista» – sogar im Namen trug.
Frankreich · 01. Juni 2022
Geduld bringt Ginster
Diese Etappe bewahrt seine Highlights für den Schluss auf. Stundenlang ist man von Wald verschluckt. Endlos lange, meist flache Geraden fordern Geduld. Umso überraschter tritt man nachmittags auf ein sanft eingemuldetes Plateau mit Heide und Ginster hinaus. Der Atem stockt, wenn man plötzlich über eine spektakuläre Felswand hinunterblickt. Und wenn hinter einer Rippe das idyllische Seelein auftaucht, um das herum der Ginster kräftig gelb in der Abendsonne leuchtet, fühlt man sich belohnt.
Frankreich · 31. Mai 2022
Wegweiser für einen ganzen Tag
Über den Höhepunkt des heutigen Tages gab es keinerlei Zweifel: Schon am Morgen ragte er vor mir auf, und mit der rot-weiss gestreiften Antennennadel, die er in den Himmel streckte, blieb er bis zum Abend ein immer wieder sichtbares Orientierungszeichen: Der Pic de Nore, höchste Erhebung der Montagne Noire. Unbestritten war auch der Weg: Auf dem GR36 gings auf den Pic, dahinter fand der GR7 mich wieder. Mit ihm verliess ich die Wasserscheide erst gegen Ende, um ins Tal des Thoré abzusteigen.
Frankreich · 30. Mai 2022
Wo Wasserscheide, da Windkraft. So Wind will.
Zwischen Fontbruno und Pic de Nore gibt es etliche Wanderwege, doch keiner folgt der Wasserscheide. So suchte ich mir selber einen. Allzu schwer war es nicht: Denn auf den Höhen, die sich zwischen den Tälern von Arnette und Orbiel dahinziehen, reiht sich Windpark an Windpark. Die Turbinen überragten die Baumwipfel und waren weithin sichtbar. Der Wind freilich scherte sich heute nicht um sie. Er blies wohl anderswo – zum Beispiel in den Pyrenäen, die verschleiert am fernen Horizont standen.
Transnational · 17. April 2022
Wissen, woher man kommt
Weites offenes Land, auf dem fast nichts die Bise bremst, und dann viel schützender Wald. Zwischen den parallel nach Nordwesten ziehenden Flüsschen Largue und Suarcine steuere ich in Gegenrichtung zu diesen den Jura an. Dabei stelle ich fest: Wo die Topographie das Wasser scheidet, sammelt der Mensch es – nämlich in unzähligen Teichen, in denen er nach Fisch angelt. Fast könnte man ob der Idylle die kriegerische Vergangenheit vergessen. Gedenkstätten am Weg versuchen es zu verhindern.
Frankreich · 16. April 2022
Sundgauer R(h)apsodie
Nein, eintönig oder eindeutig flach war diese Frühlingswanderung durch den Sundgau nicht. Da senkte sich das Land mal zu einer Talmulde ab, schon schritt man wieder auf einem platten Rücken dahin. Schmucke Fachwerk-Dörfer grüssten teils mit französischen, teils mit deutschen Namen oder beidem. Zwischen dunkle Wälder drängten offene Flächen, auf denen sich hellgelb blühende Rapsfelder ausdehnten. Über ihnen Wolkenfelder, die eine forsche Bise mal zusammen-, mal auseinandertrieb.

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