Artikel mit dem Tag "bern"



Schweiz · 22. August 2023
Aber bitte mit Sahnehäubchen
Von Gedankenspielen, den Rhonegletscher nördlich der Wasserscheide zu umgehen, ihn auf Höhe seiner Zunge zu überqueren oder neben seiner Westflanke durch weglose Steinhalden ins Tal hinabzusteigen, hatte ich mich nach reiflicher Überlegung verabschiedet: zu anspruchsvoll und zu riskant für mich! Ihm aber durch einen Abstecher über den Nägelisgrat einen Besuch abstatten: Das wollte ich mir denn doch nicht nehmen lassen. Es erwies sich - auch dank Kaiserwetter - als Sahnehäubchen.
Schweiz · 20. August 2023
Haufenweise Steine auf dem Wasserscheidenweg
Erstmals nach sechzehn Etappen führte mich meine Alpinroute wieder auf die Wasserscheide. Allerdings erst nach einem durch eine steinschlagbedingte Sperrung erzwungenen Umweg. Als ich auf sie stiess, stellte sich nur noch das Sidelhorn zwischen mich und den Grimselpass. Es sah aus wie ein mächtiger Schutthaufen und fühlte sich auch so an: Es wollte mühevoll überkraxelt werden. Dafür bot es eine imposante Rundsicht über das Ursprungsland von Aare und Rhone bis ins Gotthardmassiv hinein.
Schweiz · 19. August 2023
Zurück zu höheren Anfängen
Am Vormittag hiess es wieder zum Unteraargletscher hinabsteigen und den gleichen Weg retour gehen bis unter die Baustelle der Spitallamm-Staumauer, wo ich den Abstecher am Vortag begonnen hatte. Am Nachmittag wandte ich mich aber erneut um und bestaunte das Tal des Grimselsees ein drittes Mal – allerdings tat ich es nun von der andern Seite her und aus immer höher werdender Perspektive. Zuletzt stand ich am Oberaarsee und hatte den Oberaargletscher im Blick, den höchsten der Aare-Ursprünge.
Schweiz · 18. August 2023
Zum Andächtigwerden
Ihre Lage über Gletschern und unter dem höchsten Punkt der Europa-Wasserscheide verleitete mich zu dem Abstecher zur Lauteraarhütte. Er wird einer der unvergesslichsten bleiben. Sei es wegen der schönen Hochmoore und Arven entlang des fjordähnlichen Grimselsees und der andächtig stimmenden Fels- und Eiswelt am Talabschluss. Oder sei es durch die Erinnerung an Grundkonflikte zwischen Natur und Energiehunger, die das «Gletscherweib» – ein mit Gebetsfahnen geschmückter Steinhaufen – wachhält.
Schweiz · 17. August 2023
Allerhand Kräfte am Werk
Das obere Haslital ist massgeblich durch die junge Aare gestaltet. Längst wird deren Kraft auch zur Energiegewinnung genutzt: Während ich mich mittels Muskelkraft emporarbeitete, hatte ich stets Fluss und Verkehr neben und Stromleitungen über mir. Noch weiter oben waren elektrische Kräfte anderer Art am Werk. Deren Rumoren vermischte sich zusehends mit dem Lärm einer Staumauerbaustelle, von der ich in Nebel und einsetzendem Regen nicht mehr viel zu sehen bekam.
Schweiz · 13. August 2023
Sonntagsspaziergang über dem Motorrad-Paradies
Dass ich den Abstieg am Vortag nicht vollendet hatte, bescherte mir an diesem Sonntag eine vergleichsweise kurze und gemütliche Wanderung mit wenig Höhenunterschieden – ein krasses Kontrastprogramm also zu den beiden alpinen Vorgänger-Etappen. Während ich auf einem Hangweg vom Urbach- ins Haslital einbog, kam in der Tiefe die Grimselstrasse in Sicht, und alsbald wurde Motorradlärm – der Sonntag liess grüssen – zu meinem zunehmend lauter werdenden Soundtrack.
Schweiz · 12. August 2023
Stemmen gegen den Berg
War der Aufstieg hart gewesen, so fiel mir der Abstieg ins Urbachtal kaum leichter. Statt 1300 Höhenmetern waren abwärts gar deren 1800 zu überwinden, wenn auch auf einer etwas weniger steilen Hangneigung als auf der Rosenlaui-Seite. Die Erinnerung an meinen Sturz vom vergangenen Winter (und das reale Vorhandensein der dadurch verursachten Schulterverletzung) steigerten meine Vorsicht und hemmten mein Tempo. Es schien, als würde der Talboden niemals näherkommen.
Schweiz · 11. August 2023
Auf der Himmelsleiter gabs keinen Rabatt
Als Gast der Dossenhütte erhielt ich ermässigten Zutritt zur Passage durch die Rosenlauischlucht. Weitere Rabatte gabs auf dem Aufstieg zu dem gefühlt vertikal über mir thronenden Tagesziel dann aber nicht mehr: Die rund 1300 Höhenmeter auf nicht einmal fünf Kilometer Distanz forderten mir alles ab und ersparten mir nichts. Nur dank häufigen Pausen schaffte ich es. Dass mir das eine oder andere Kompliment entgegenwehte, liess mich erahnen, für wie alt Beobachter mich halten mochten.
Schweiz · 11. Juli 2023
Wo halb Licht, da halb Schatten (und andersrum.)
Es war eine Wanderung der Kontraste: Diesseits der Grossen Scheidegg dominierten schroffe Felsblöcke und Bergwände die Landschaft, jenseits sprudelnde Bäche, duftendes Gras und bunte Blumen. Morgens stiegen wir im kühlenden Schatten des Wetterhorns aufwärts und schauten auf die besonnten Alphänge der anderen Talseite hinüber; nachmittags gingen wir bei vollem Tageslicht und zunehmender Hitze durch das liebliche Reichenbachtal nach Schattenhalb – so hiess die Gemeinde – hinunter.
Schweiz · 10. Juli 2023
Schlupflöcher in der Paradekulisse
Nur eine enge Gletscherschlucht unterbricht die himmelhohe Felsenkulisse über Grindelwald. Eine Lücke, durch die man hinter die Nordwände von Eiger und Mättenberg steigen und die Augen zur vereisten Wasserscheide emporheben kann. Es ist die vorerst letzte Gelegenheit dazu: Denn von hier entschwindet sie erneut in Hochgebirgswelten, die sich Wandererblicken entziehen. Es bleibt nur die Umkehr – und als Fortsetzung eine Tunnelwanderung unter Lawinen- und Bergsturzgelände hindurch.

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